Im Fokus der KMU Wirtschaft
Mit der kürzlich veröffentlichten Studie des Energy Science Center der ETH Zürich zur Rolle der Kernenergie ist wenige Wochen vor den Eidgenössische Wahlen die energiepolitische Diskussion in der Schweiz einmal mehr befeuert worden. Im Ergebnis sagt die Studie der ETH-Forscher, dass der Einbezug der Kernenergie die Energiewende sicherer und günstiger machen würde.
Weltklimarat: Kernenergie Teil der Lösung
Dieses Resultat ist eigentlich keine Überraschung, deckt es sich doch im Grundsatz mit den Empfehlungen des Weltklimarats (IPCC) von 2018 und ganz konkret auch mit einer Studie der Nuclear Energy Agency (NEA) vom Oktober 2022. Auch darin kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die «kosteneffizienteste Option zur Erreichung des Netto-Null-Ziels der Schweiz im Jahr 2050 den Weiterbetrieb der beiden jüngsten Kernkraftwerke Gösgen und Leibstadt einschliesst».
Diese wissenschaftlichen Schlussfolgerungen unterstreichen, dass die öffentliche Debatte um die Kernenergie in der Schweiz aktueller denn je ist. Dies obwohl manche politische Akteure immer wieder versuchen, die Debatte für beendet zu erklären. Solange klar ist, dass die Umsetzung der Energiestrategie ohne Kernenergie ganz offensichtlich teurer und schwieriger wird, werden sich die KKW-Befürworter nicht den Mund verbieten lassen.
Technologieoffenheit statt Verboten
Ein Aspekt ist in der Berichterstattung zur ETH-Studie fast ein wenig untergangen: Anders als viele öffentliche Diskutanten betont die Studie (wie auch das Nuklearforum), dass Erneuerbare und Kernkraft sich nicht gegenseitig ausschliessen, sondern sehr gut ergänzen können. Diese technologieoffene Kombination vom CO2-armen Energiequellen verfolgen eine Vielzahl von Staaten in Europa.
Angesichts der Umsetzungsprobleme bei der Energiestrategie und der unsicheren Stromversorgung gerade in den zukünftigen Wintermonaten müssen wir uns die Frage stellen, ob es sich die Schweiz leisten kann, auf Kernenergie zu verzichten. Derzeit lautet die Antwort: Nein. Die meisten Experten gehen mittlerweile von einer für die Umsetzung der Energiestrategie notwendigen Laufzeit von 60 Jahren aus. Damit die Betreiber diesen Langzeitbetrieb sicherstellen können sind Rechtssicherheit und stabile Rahmenbedingungen notwendig.
Anschluss in Forschung nicht verlieren
Mit dem beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie droht die Schweiz aber trotz Langzeitbetrieb ihre derzeit noch erstklassige Stellung innerhalb der internationalen Nuklearforschung zu verlieren. Mit dem ETH-Bereich und insbesondere mit dem Paul Scherrer Institut verfügen wir über exzellente Forschungseinrichtungen, die gerade im Nuklearbereich hervorragende Arbeit leisten.
Derzeit wird ihm Rahmen der BFI-Botschaft über die künftige Verteilung der Gelder für Bildung, Forschung und Innovation in der Schweiz diskutiert. Das ist eine gute Gelegenheit, die internationale Spitzenforschung und Lehre im Nuklearbereich hierzulande stärker zu unterstützen. Befürworter des Atomausstieges verweisen regelmässig darauf, dass das Neubauverbot für Kernkraftwerke keinem Technologieverbot gleichkomme. Bei der Forschungsunterstützung können sie sich an dieser Aussage jetzt messen lassen.
Hans-Ulrich Bigler,
Präsident Nuklearforum Schweiz,
Affoltern am Albis